05.08.2016
Autor: Thomas Hagemann
Zum 31.07.2016 ist der Rechnungszinssatz für Pensionsverpflichtungen nach IAS 19 zum dritten Mal in Folge gesunken. Er hat nun für eine Duration von 15 Jahren das Rekordtief von 1,34 Prozent (nach der Mercer Yield Curve) erreicht. Die rechnerischen Pensionsverpflichtungen bewegen sich damit auf einem Rekordniveau. Allein bei den DAX-Unternehmen, die zum Ende 2015 einen Verpflichtungsumfang von 361,3 Mrd. Euro ausgewiesen haben, macht der Zinsrückgang ca. 65 Mrd. Euro aus.
Der Rechnungszins nach IAS 19 ermittelt sich auf der Basis von hochwertigen Unternehmensanleihen, deren Währung und Laufzeit der bewerteten Verpflichtung entspricht. Von Bedeutung sind damit vor allem die lang laufenden Unternehmensanleihen.
Bedingt durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und verschärft durch die Brexit-Entscheidung Großbritanniens ist das Zinsniveau mit Ausnahme von März und April dieses Jahres jeden Monat gegenüber dem Vormonat gesunken. Während der Rechnungszins nach der Mercer Yield Curve zum 31.12.2015 bei einer Duration von 15 Jahren noch bei 2,42 Prozent lag, ist er zum Ende des ersten Quartals 2016 auf 2,02 Prozent gefallen und liegt mittlerweile nur noch bei 1,34 Prozent. Ähnlich sind die Auswirkungen bei anderen Durationen. Für einen gemischten Bestand können sich die Pensionsverpflichtungen dadurch allein in diesem Jahr um 15 bis 25 Prozent erhöhen.
Durch die Durchschnittsbildung beim HGB-Rechnungszins sind die Auswirkungen hier weniger dramatisch. Allerdings musste der hochgerechnete Rechnungszins zum 31.12.2016, bei dem jeweils ab Berechnung ein unverändertes Zinsniveau unterstellt wird, kontinuierlich nach unten korrigiert werden. Die Prognose zum 31.12.2016 liegt nunmehr auf Basis des 10-Jahres-Durchschnittszinses bei 4,00 Prozent. Das ist nur noch geringfügig mehr als die 3,89 Prozent, die zum Ende 2015 noch auf Basis des 7-Jahres-Durchschnittszinses ermittelt wurden.
Diese Prognose wird allerdings von Monat zu Monat stabiler. Selbst wenn das Zinsniveau schlagartig auf 0 Prozent absinken und bis zum Jahresende so bleiben würde, läge der HGB-Durchschnittszins nur um etwa 5 Basispunkte unter den derzeit prognostizierten 4,00 Prozent.
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen Sie die bilanziellen Folgen der Niedrigzinsphase beseitigen oder abmildern können. Eine Kapitalisierungsoption für Versorgungsempfänger kann Ihnen helfen, den Verpflichtungsumfang einschließlich der damit verbundenen Risiken deutlich zu reduzieren. Speziell wenn Sie nach HGB bilanzieren sind Unterstützungskassen oder Pensionsfonds Lösungsmöglichkeiten, die die bilanzielle Belastung der nächsten Jahre begrenzen können.