• Planvermögen erhöht sich dank guter Renditen auf 213 Mrd. Euro
• Versorgungsniveau sinkt aufgrund höherer Risiken
• Deckungsgrad zum Jahresende bei 60 Prozent
Die Pensionsverpflichtungen der DAX-30-Unternehmen werden im Jahr 2014 vermutlich um 52 Mrd. Euro auf 353 Mrd. Euro ansteigen. Grund dafür ist die Entwicklung des Rechnungszinses*, der in Deutschland seit Jahresanfang von 3,7 bis Ende Oktober auf 2,3 Prozent zurückgegangen ist und sich bis Jahresende wohl bei diesem Wert einpendeln wird. Allerdings hat sich auf der anderen Seite das Planvermögen seit Jahresanfang positiv entwickelt. Es wird bis Jahresende vermutlich von 198 Mrd. Euro auf über 213 Mrd. Euro steigen und erreicht damit einen neuen Höchststand.
„Das Vermögenswachstum ist stärker, als es die derzeit niedrige Verzinsung sicherer Anlagen allein hergeben würde. Die Gesamtrendite auf die Planvermögen für die Zeit von Januar bis Oktober 2014 dürfte bei etwa 6,7 Prozent und bis Jahresende bei etwa 7,5 Prozent liegen, das wären 2,1 Prozent mehr als noch 2013. Dies zeigt: Die Pensionssysteme der Unternehmen profitieren von den diversifizierten Anlagestrategien und auch von zusätzlichen Mittelzuführungen der Unternehmen. Damit unterstützen diese die Absicherung ihrer Pensionszusagen an die Mitarbeiter“, so Mercer-Investmentexperte Dr. Carl-Heinrich Kehr.
Trotz der positiven Entwicklung des Planvermögens reagieren Unternehmen auf die Risiken, die sich langfristig aus dem Niedrigzinsumfeld und zudem aus der steigenden Lebenserwartung ihrer Mitarbeiter ergeben. Eine aktuelle Mercer-Studie unter 19 DAX- und 10 ausgewählten Großunternehmen in Deutschland zeigt, dass in den letzten 5 Jahren häufig die Zinsgarantien der Zusagen für Führungskräfte an die Entwicklung des Kapitalmarkts angepasst wurden; zum Teil direkt durch die Unternehmen selbst, in einigen Fällen auch durch die Änderungen der hinterlegten Versicherungstarife. Laut Untersuchung beinhaltet etwa die Hälfte der beitragsorientierten Zusagen eine Variabilität bei der Verzinsung der Beiträge in der Anwartschaftszeit. „Durch eine derart flexible Gestaltung können Unternehmen erreichen, dass sich die Gesamtbelastung an die Veränderungen im Markt anpasst. Bei reinen Leistungszusagen ist diese Flexibilität deutlich geringer“, so Stefan Oecking, Partner bei Mercer. Weitere Maßnahmen bestehen darin, dass die Unternehmen von Rente auf Kapital- oder Ratenzahlungen umstellen oder das frühestmögliche Renteneintrittsalter nach hinten verlegen.
Dieses Risikobewusstsein spiegelt sich in der Entwicklung des Versorgungsniveaus wider. Im Vergleich zu einer entsprechenden Befragung im Jahr 2009 sind sowohl das Versorgungsniveau aus arbeitgeberfinanzierten Beiträgen (im Schnitt etwa -1,5 Prozentpunkte) als auch das Gesamtniveau (ca. -1,8 Prozentpunkte) gesunken. Dies resultiert hauptsächlich aus den gesenkten Zinsgarantien sowie Änderungen in der Zusagestruktur. Generell liegt das Versorgungsniveau der beitragsorientierten Zusagen einige Prozentpunkte unter dem Niveau der – allerdings nur noch wenigen – Leistungszusagen.
Mit Blick auf die Höhe der Firmenbeiträge in beitragsorientierte Systeme zeigt sich allerdings, dass hier keine wesentliche Absenkung erfolgt. Die Unternehmen sehen also anscheinend aktuell keinen Anlass, den Firmenbeitrag zu reduzieren.
Zu der guten Rendite von etwa 6,7 Prozent im Planvermögen der DAX30-Unternehmen per Ende Oktober haben alle Anlageklassen beigetragen. Die Marktpreise von Rentenanlagen (etwa 57 Prozent des Planvermögens) haben durch das weiter gesunkene Zinsniveau (10-jährige Bundrendite per Ende Oktober bei 0,84 Prozent im Vergleich zu 1,93 Prozent Ende Dezember 2013; Daten von Bloomberg) um mehr als 9 Prozent, Aktienanlagen (23 Prozent des Planvermögens) um mehr als 4 Prozent an Wert gewonnen. Besonders stark haben Staatsanleihen mit langer Laufzeit von dem Zinsrückgang profitiert und auch Schwellenländer-Anleihen konnten sich nach einem schwachen Jahr 2013 deutlich erholen. Insgesamt machen Rentenanlagen und Aktien etwa 80 Prozent des Planvermögens aus.
Wie die Unternehmen auf die Entwicklung an den Finanzmärkten reagieren, lässt sich aus dem Mercer European Asset Allocation Survey ablesen. Demnach planten die deutschen Unternehmen für 2014, von Anleihen zu Aktien und zu alternativen Asset-Klassen umzuschichten. Die Zielquoten für Aktien und Alternatives steigen im Vergleich zu 2013 von 29 und 12 Prozent auf 31 und 16 Prozent, während die Ziele für Anleihen von 57 auf 50 Prozent gesenkt werden. „Auf diese Weise werden die guten Wertsteigerungen in den Anleihen aufgrund der Zinsrückgänge der letzten Jahre realisiert. Gleichzeitig positionieren sich die Unternehmen für einen zukünftig möglichen Zinsanstieg. Damit wird erkennbar, dass die Unternehmen bereit sind, für eine gute Absicherung ihrer Pensionssysteme ins Risiko zu gehen“, erläutert Kehr.
Unter der Annahme, dass die DAX-Unternehmen ihre Asset-Allokation im bisherigen Jahresverlauf beibehalten haben, sollte der durchschnittliche Deckungsgrad per Ende Oktober bei 60 Prozent liegen. Zum Jahresende kann ebenfalls mit einem durchschnittlichen Deckungsgrad von 60 Prozent gerechnet werden; dabei kann dieser Wert aufgrund der finanziellen Risikofaktoren in einer Spanne von 58 bis 62 Prozent schwanken. Aufgrund des anzunehmenden Anstiegs der Verpflichtungen um 52 Mrd. Euro wird der Dotierungsgrad damit aber unter dem Wert zum Jahresende 2013 liegen (66 Prozent).
„Selbst wenn der Deckungsgrad nur bei 60 Prozent liegen sollte, ist dies immer noch eine gute Quote. Denn in Deutschland ist aufgrund der gesetzlichen Insolvenzsicherung kein Unternehmen verpflichtet, seine Pensionsverpflichtungen mit entsprechendem Vermögen zu decken. Das ist eine rein unternehmerische Entscheidung und geschieht häufig, um den Bilanzausweis entsprechend reduzieren zu können. Der Aufbau von Planvermögen ist immer eine zusätzliche Absicherung für die Versorgungsberechtigten – also der Hosenträger zusätzlich zum Gürtel. Außerhalb des DAX sehen wir beispielsweise auch deutlich geringere Deckungsgrade“, so Thomas Hagemann, Chefaktuar bei Mercer.
Im Gegensatz zum Planvermögen handelt es sich bei den Pensionsverpflichtungen um rein bilanzielle Zahlen. Der Effekt von 52 Mrd. Euro wäre nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung, sondern im Eigenkapital zu erfassen. Das Eigenkapital der DAX30-Unternehmen würde um diesen Betrag schrumpfen, ohne dass das Unternehmensergebnis berührt wäre. Die Verpflichtungswerte werden wieder sinken, sobald der Zins ansteigt.
Generell ist zu beobachten, dass sich die Zinsempfehlungen der verschiedenen Gutachter und Wirtschaftsprüfer auf einem niedrigen Niveau annähern und somit die Bandbreite der Zinsempfehlungen schrumpft. Es ist zu erwarten, dass die DAX-Unternehmen bei einem fiktiven Abschluss zum 31.10.2014 einen um etwa 1 Prozentpunkt verringerten Zinssatz ansetzen würden. „Ohne das erzielte Wachstum der Pensionsvermögen würde der Rückgang des Rechnungszinses noch stärker den Deckungsgrad der Pensionssysteme beeinträchtigen. Der aktuelle und auch für das Jahresende prognostizierte Deckungsgrad liegt zwar unter dem sehr guten Wert vom Dezember 2013, ist aber Ausdruck einer weiterhin komfortablen Ausfinanzierung der DAX-Pensionssysteme“, ergänzt Hagemann.
„Wenn die Unternehmen 2014 wie bereits 2013 ihren Pensionssystemen in besonderem Maße Mittel zuführen, wäre dies ein Beleg dafür, dass sie offenbar auch weiterhin die Flexibilität der Systeme nutzen, in Zeiten günstiger Refinanzierungskonditionen ihre Pensionssysteme durch Sonderzuführungen gezielt zu stärken“, kommentiert Dr. Carl-Heinrich Kehr.
*Maßgeblich für den Rechnungszins zur Bewertung der Pensionsverpflichtungen sind die am Bilanzstichtag beobachteten Marktrenditen hochwertiger Unternehmensanleihen. Hochwertig wird in diesem Zusammenhang üblicherweise so interpretiert, dass mindestens ein Rating von AA unterstellt wird.
Bei der Herleitung des Rechnungszinses sind die Währung und die Fristigkeit der Verpflichtungen zu berücksichtigen. Für die (langlaufenden) Pensionsverpflichtungen sind also vor allem langlaufende Anleihen von Bedeutung, und für Pensionsverpflichtungen in Deutschland kommt es auf Anleihen an, die auf Euro lauten.
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